PETER HANDKE – C.G.JUNG

SELBSTSUCHE – SELBSTFINDUNG – SELBSTWERDUNG

Der Individuationsprozess in der modernen Literatur am Beispiel von Peter Handkes Texten

Wolfram Frietsch


256 Seiten / Softcover / 2. Auflage / ISBN 978-3-935164-01-6 / EUR 19,80 / Bestellen


Peter Handke und C. G. Jung?

  • Es könnte unterschiedlicher nicht sein: Einerseits der moderne Autor Peter Handke, der immer wieder auf seiner Unabhängigkeit besteht und auf der anderen Seite C.G. Jung, der Schweizer Tiefenpsychologe, der durch seine Forschung die Verankerung des Einzelnen in der Menschheitsgeschichte bewies. Gerade deshalb ist man von der offensichtlichen Übereinstimmung der Texte Handkes mit der Jungschen Psychologie verblüfft. Denn die Texte folgen ausnahmslos der Struktur des Individuationsprozesses, beginnend mit dem „Kurzen Brief“ bis hin zur Tetralogie „Langsame Heimkehr“.
  • Die Erforschung archetypischer und symbolischer Strukturen trägt ihren Teil dazu bei, den Prozess der Selbstwerdung in diesen Texten tiefenpsychologisch erklärbar zu machen. Damit kann gezeigt werden, dass die Tiefenpsychologie sehr wohl in der Lage ist, Antworten auf die Herausforderung der modernen Literatur zu geben. Der Individuationsprozess als Ausdruck der Selbstwerdung in der Literatur wird an den Texten Handkes aufgezeigt, doch könnte er exemplarisch für eine ganz neue Richtung in der Erforschung moderner Literatur stehen.
  • Die Faszination der Texte Handkes wird damit tiefenpsychologisch erklärbar, als Ausdruck der Suche nach sich selbst oder, im Sinne C. G. Jungs, als Abbild der Individuation. Die klassischen Stufen der Individuation oder Selbstwerdung sind aus den Texten Peter Handkes deutlich ablesbar.

Die vorliegende Untersuchung gliedert sich in drei Teile:

  • einen Überblick über die Handke-Forschung und die Psychologie C.G. Jungs;
  • die Untersuchung der Texte Peter Handkes in Bezug auf ihre archetypische Struktur;
  • und eine Topographie des Individuationsprozesses.

Untersucht werden folgende Handke-Texte:

  • „Der kurze Brief zum langen Abschied“
  • „Die Stunde der wahren Empfindung“
  • „Die Linkshändige Frau“
  • „Die Langsame Heimkehr“
  • „Die Lehre der Sainte-Victoire“
  • „Die Kindergeschichte“
  • „Über die Dörfer“

Stimmen zum Buch:

„Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Literaturwissenschaftler keine lebendige Anschauung von der Wissenschaft der Seele und die Tiefenpsychologen nicht genügend Interesse für die Literatur haben. Deshalb ist es höchst verdienstvoll, wenn sich Wolfram Frietsch dieser schwierigen Aufgabe, zwischen zwei Wissenschaften zu vermitteln, annimmt. Denn, es kann ja nicht sein, dass die Literatur, die uns berührt oder gar ergreift, nichts mit der Seele zu tun haben sollte. Im Gegenteil kann die Psychologie dem Leser ein vertieftes Verständnis dafür vermitteln, welche Saiten in seiner Seele durch die Erzählung berührt werden … Dem Leser kann dabei plötzlich bewusst werden, dass sich auch in seinem Leben unter dem Deckmantel der Alltäglichkeit die unerhörtesten Dinge abspielen. Wenn es dem Autor gelingt, diese Botschaft dem Leser zu vermitteln, dann ist eine echte Synthese zwischen beiden Wissenschaften zustande gekommen. Denn dann geht dem Leser der Sinn für die großen Zusammenhänge des Lebens auf.“

(Dr. Alfred Ribi, Präsident der Stiftung für Jungsche Psychologie bis 1992, Präsident des Psychologischen Clubs Zürich)

 

„Wolfram Frietsch leistet mit seiner schönen und beeindruckenden Studie über Peter Handke einen entscheidenden und wegweisenden Beitrag zur tiefenpsychologischen wissenschaftlichen Textinterpretation. Er stützt sich in seiner Untersuchung auf die Konzepte des Individuationsprozesses der Analytischen Psychologie C. G. Jungs. In überzeugender Weise gelingt es ihm, die Schriften Peter Handkes zu durchleuchten und gleichzeitig eine erhellende Verbindung zwischen Literatur und Tiefenpsychologie herzustellen.“

(Dr. Kathrin Asper, Lehranalytikerin, Kuratoriumsmitglied am C. G. Jung-Institut Küsnacht/Zürich)

 

„Für mich war es jedenfalls höchst überraschend, ja geradezu verblüffend zu sehen, wie deutlich der dichterische Werdegang von Peter Handke dem Ablauf des Individuationsweges entspricht, wie ihn C. G. Jung beschreibt … Damit ist gleichzeitig eine entscheidende Wende in der Beurteilung von Handke vollzogen. Der Autor, dessen Werk meist als ein Musterbeispiel für Narzissmus und Subjektivismus gilt, zeigt sich bei Frietsch auf einmal als Wegweiser einer transpersonalen, objektiven psychischen Wirklichkeit, die für den Menschen allgemein Gültigkeit hat. Da bei Literaturwissenschaftlern eine Kenntnis der analytischen Psychologie nicht automatisch vorauszusetzen ist, erläutert Frietsch in einem eigenen, sehr konzisen und informativen Kapitel deren weittragende Fundamente. Ein weiterer Abschnitt ist dem absolut innovativen Bemühen gewidmet, die zwei so unterschiedlichen Bereiche der Literatur und der Jungschen Lehre für einander fruchtbar zu machen und dafür eine so genannte strukturale Tiefenpsychologie zu entwickeln, die man dann ebenso bei anderen Autoren anwenden könnte. Ein Überblick über die Ergebnisse der bisherigen Handke-Forschung bildet dann die Grundlage für die eigenen Thesen von Wolfram Frietsch. Roman für Roman werden Inhalt, Hauptakteure und die damit verbundenen archetypischen Bilder und Symbole eingehend und absolut überzeugend besprochen. Hier spürt man auch am deutlichsten, wie viel Energie und eigene Reifeerfahrung vom Autor in diese auch sprachlich präzise Arbeit investiert wurde. Somit erweist sich das Buch gleichsam als ein wunderbarer Führer zum Individuationsprozess, exemplifiziert am Werk Handkes. Ein Buch also für jeden, der sich für den von Jung deutlich gemachten psychischen Entwicklungsgang des Menschen interessiert und nicht nur für den Literaturliebhaber.“

(Dr. H.T. Hakl, Mitherausgeber der Fachzeitschrift Gnostika und Autor des Buches Eranos)


Inhaltsverzeichnis

Blicke ins Buch